Aber es geht nicht darum, was einfacher für den Lehrer ist. Die Frage muss lauten, was für die Schüler das Effektivste ist, und in diesem Zusammenhang wird in NRW gefordert, dass aus dem selbstbestimmten Lernen, das im Kindergarten angeleitet, in der Grundschule gefördert und in der weiterführenden Schule perfektioniert werden soll, ein lebenslanges Lernen entsteht.
Zurück zu der Ausgangsfrage. Dazu werfen wir einen kurzen Blick zurück auf die Reformpädagogen, die weltweit zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts gewirkt haben. Dewey hat z. B. in den USA in seiner Laboratory School herausgefunden, dass das Lernen in selbstbestimmten Projekten einen größeren Lernerfolg hat als das homogene Lernen in der Klasse. Und Maria Montessori hat festgestellt, dass Kinder (schon im Kindergartenalter) fasziniert davon sind, Arbeiten auszuführen, und diese erst beenden, wenn sie sie für sich abgeschlossen haben.
Das bedeutet, dass Kinder diese Neugier, etwas zu lernen, in sich tragen. Kinder sind wissbegierig. Und das wiederum heißt, dass das Vorhandene gefördert werden muss und auf keinen Fall unterdrückt werden darf.
Es muss Schülern gestattet sein, Fragen zu stellen, Fehler zu machen und dann daraus zu lernen. Sie dürfen nicht bei Arbeiten unterbrochen werden, weil dein Konzept dies gerade vorsieht. Und sie müssen selber zu Experten der Dinge werden, die sie gut können.
Das bedeutet für deinen Unterricht?
Du musst deine Lerngruppe genau beobachten und dir Gedanken über deine Schüler machen. Wem traust du was zu? Wer kann welche Tätigkeit ausführen und wer braucht welches Material? Dazu ein Beispiel: Vielleicht kann ein Schüler, der gut darin ist, Fakten zu sammel und zu strukturiern, nicht frei vor der Gruppe reden, aber derjenige, der nicht gut lesen und schreiben kann, dafür schnell Informationen verarbeiten und auch wiedergeben. So könnten diese beiden ein hervorragendes Team bilden und eine gemeinsame Präsentation aufbauen.
Und im normalen Alltag …
Fang mit kleinen Schritten an. Ermuntere deine Schüler, Fragen zu stellen. Am Anfang werden vielleicht nur wenige Fragen kommen, später werden es sicher mehr und die Fragen detaillierter. Sicher wirst du nicht alles beantworten können. Das ist richtig – aber du kannst den Schülern Tipps geben, wo sie Antworten finden können, und vielleicht kann sogar ein Mitschüler weiterhelfen.
Und für die Hausaufgaben?
Hausaufgaben sollten ebenfalls individuell gestaltet werden, um möglichst für jeden Schüler einen Lernzuwachs zu gewährleisten. So erreichst du, dass zwar alle an einer Sache arbeiten, aber jeder auf seine Weise, um für sich weiterzukommen.
Du wirst merken, dass Schüler, die schon länger zur Schule gehen, mehr Schwierigkeiten mit dieser Art haben, als die, die gerade erst beginnen. Aber es lohnt sich in jedem Fall, die Neugier zu reaktivieren und damit das eigenständige Lernen zu fördern!
Wenn du mitbekommst, dass Kinder aus deiner Klasse sagen, dass sie endlich verstanden haben, wie eine Sache funktioniert, dann hast du eine Menge erreicht!